Das aufregende Alltagsleben

Mein Alltag hier in Ciruelas hat sich mittlerweile komplett eingependelt, ich gehe jeden Tag zur Schule, was ich sogar sehr gerne tue, denn meine Klasse ist unglaublich. Wir sind dreissig Leute und alle verstehen sich super gut, es ist eine einzige grosse Gruppe. Es ist ein ganz anderes Gefühl als in meiner ersten Schule in Ciudad Quesada, viel schneller habe ich mich an meine Klasse hier gewöhnt, sie integrieren mich als wäre ich wie alle anderen schon zwölf Jahre auf dieser Schule. Leider mussten wir uns von einigen verabschieden gestern, weil sie im neuen Jahr auf eine neue Schule gehen, das war sehr traurig für alle, sogar für mich, obwohl ich sie erst einige Wochen kenne. Auch was die Fächer angeht spüre ich einen grossen Unterschied zu meiner ersten Schule, hier lerne ich tatsächlich etwas und Streiks gibt es keine mehr. Doch dafür sind die Lehrer auch in vielen Fragen sehr viel strenger, Haare färben, Nägel lackieren, Socken tragen, die nicht der Farbe der Uniform entsprechen, all diese Dinge sind inakzeptabel. Wegen diesen Qualitäten im Vergleich zu öffentlichen Schulen sind die Plätze unglaublich beliebt und jedes Jahr müssen sie Schüler zurückweisen, die gerne eintreten würden. Ich bin also sehr privilegiert, da sich mich ohne Prüfung einfach aufgenommen haben. Trotzdem freue ich mich, dass dieses Wochenende die Ferien beginnen, die bis Anfang Februar dauern. In diesen fast drei Monaten werde ich sehr viel von Costa Rica kennenlernen, deshalb habe ich mich unglaublich darauf gefreut. 

Abgesehen von den Ausflügen der Familie stehen nämlich auch noch Exkursionen mit meiner Austauschorganisation an, in bereits einer Woche werde ich Limón kennenlernen, eine Provinz die ich bisher noch nicht besucht habe, die aber bekannt ist für wunderschöne Strände. Dazu kommt ein Ausflug meiner Schule als Jahresabschluss, wie werden einen Tag in einem Adventure Park in Puntarenas verbringen, eine weitere Provinz, die ich bisher nur durchquert habe. Es warten also eine Menge neue Eindrücke auf mich.

Von der Schule kann ich sehr lange verschnaufen, doch meine Hobbies gehen weiter. Ich habe vor etwa einem Monat mit meiner Gastschwester Priscilla mit Cheerleading angefangen, drei Mal die Woche gehen wir zwei Stunden hin, es macht so unglaublich viel Spass! Ich bin mit der Erwartung hingegangen, dass das wie in den Highschool-Filmen sein wird, wo man lächelnd am Fussballfeld entlang tanzt, doch es ist ziemlich viel mehr als das. Man wird an den Füssen hochgehoben und in die Luft geschmissen und am Ende sollte man dann wieder graziös auf dem Boden landen. Natürlich bin ich noch nicht so weit, aber im Dezember steht trotzdem schon ein erster Wettbewerb an. Auch hier haben wir eine super tolle Gruppe gefunden, mit einem exzellenten Lehrer, so dass wir am liebsten sieben Mal die Woche hingehen würden. Ich bin also an vielen Orten schon so in integriert, dass ich manchmal vergesse, dass ich in meinem Austauschjahr bin. Einerseits ist das ein gutes Zeichen, aber andererseits habe ich das Gefühl, die Zeit rennt mir davon und ich realisiere es gar nicht richtig.  Deshalb versuche ich mich immer wieder daran zu erinnern und jeden einzelnen Moment zu geniessen, bevor es vorbei ist. Jetzt vergehen die Tage noch schneller als zuvor, denn hier sind schon alle im Weihnachtsfieber. Die Häuser funkeln einem buchstäblich entgegen, die Weihnachtsbäume stehen schon und im Einkaufszentrum laufen nur noch lieder wie "Let It Snow" und "White Christmas", was mir immer wieder ein Schmunzeln entlockt, da wir hier gerade auf den Hochsommer zugehen, denn November bis Januar sind die wärmsten und sonnigsten Monate im Jahr. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig, weil ich in der Schweiz bestimmt schon den Wintermantel ausgepackt hätte. Was mir bestimmt fehlen wird, sind alle die Weihnachtskekse, denn hier werden stattdessen "Tamales" zubereitet, die aus einer Spezialmasse und Kartoffeln bestehen und mit Poulet, Karotten und anderen Dingen gefüllt und schliesslich in Bananenblätter eingepackt werden. Nicht fehlen darf natürlich die berühmte "Salsa Lizano", eine Sauce mit der man jeden Tico und jede Tica rumkriegt. Trotz allem fühle ich mich gezwungen zumindest eine Sorte Guetzli zu backen, um einen Hauch Schweiz in die schönste Zeit des Jahres zu bringen.