Halbzeit

Wie schnell die Zeit doch vergeht, bereits sind wir alle ins neue Jahr gestartet! Das Jahr 2019 hat für mich sehr schön geendet, am 24. Dezember ist die Familie meiner Gastmutter zu uns gekommen, für mich war es unglaublich beeindruckend, da die Stimmung eine ganz andere ist als ich es mir von der Schweiz gewöhnt bin. Es wird nämlich getanzt zu Bachata, gesungen zu Reggaeton und da die Familien hier so riesig sind (wir waren dreissig Personen und es fehlten noch einige) dauert die Bescherung viel länger. Für die Kleinen kam sogar der Weihnachtsmann, jedoch ohne Esel und ohne Schmutzli. Der 25. Dezember ist hier aber ein Tag wie jeder andere, man verbringt ihn mit aufräumen und ausruhen, vereinzelte Glückspilze fahren an den Strand, doch wir sind zu Hause geblieben und haben uns fast schon wieder für die nächste Feier vorbereitet, Silvester! Wieder kam die ganze Verwandtschaft zu uns, dieses Mal jedoch die Familie meines Gastvaters. Tradition ist es, an Silvester in die Kirche zu gehen, die so voll ist, dass noch eine ganze Menge von Leuten draussen steht, bis hin zum Parkplatz. Von der Kirche aus geht es dann sofort wieder los mit feiern, ich habe die Stimmung sogar noch fröhlicher erlebt, da die Familie meines Gastvaters deutlich aufgedrehter ist. So wurde unter den Erwachsenen Beer Pong und Dart mit Ballonen gespielt, bis der Zeiger sich langsam aber sicher der 12 nähert. Um ins neue Jahr zu starten, stellten wir uns im Kreis auf und hielten uns an den Händen, lauschten dem Radiosprecher beim Count Down und warteten auf Feuerwerke. Kaum dass der Kalender auf den 1. Januar wechselte, wurde ich schon von allen Seiten umarmt und beglückwünscht, bis man schliesslich jedem einzelnen das Beste gewünscht hat, was bei so vielen Leuten schon eine Zeit dauert. Dann wird erneut ein Kreis gebildet, um zu beten und Vorsätze zu teilen, wie zum Beispiel dass man als Familie wieder näher zusammenwachsen will, weil dies für alle hier das Wichtigste ist, eine vereinte Familie. Am Ende sind tatsächlich fast alle weinend ins neue Jahr gestartet, weil alle sehr inbrünstig zu Gott beteten und sich versöhnen wollten mit den Schwierigkeiten des vergangenen Jahres. Der ganze Moment war sehr berührend für mich, weil ich es mir nicht gewöhnt bin, Hand in Hand mit meiner ganzen Verwandtschaft zu Gott zu beten. Doch gleich darauf begann das Fest wieder von neuem, von den Jüngsten bis zu den Ältesten wurde Karaoke gesungen, bis um drei Uhr morgens, wo dann doch noch alle nach Hause fuhren. 

Da am 1. Januar alle frei haben machten wir uns nach wenigen fünf Stunden Schlaf auf den Weg in die Berge, um wieder mit der ganzen Familie zu picknicken und das Jahr zu planen. Während alle am 2. Januar wieder zu arbeiten begannen, fuhren wir nach "Fraijanes", ein wunderschöner Wald mit See, um den Geburtstag meiner Gastmutter zu feiern. Der allerschönste Ausflug für mich in diesem Jahr bis jetzt war jedoch der Ausflug an den Strand "Playa Manta", wo wir den ganzen Tag zu siebt verbrachten, also meine Geschwister, meine Eltern, meine Grossmutter und ich. Abgesehen von dem Meer, das klar und unglaublich warm ist, trifft man auf Affen, die man von Hand füttern kann und Papageien in den schönsten Farben. Als Abschluss fuhren wir dann noch an den Strand "Jacó", ein typischer Surf- und Touristenstrand, da die Wellen dort ruhig sind und man den Sonnenuntergang schöner sieht als an jedem anderen Ort. Wie man sieht, geniesse ich meine Ferien in vollen Zügen, mir bleiben zum Glück noch drei Wochen bis die Schule wieder losgeht. Da ich so viele schöne Dinge erlebe, vergeht die Zeit wie im Flug, an Weihnachten habe ich bereits die Halbzeit meines Austauschjahres erreicht. Bereits jetzt habe ich ein mulmiges Gefühl, wenn wir am Flughafen vorbeikommen, aber ich versuche einfach den Moment zu leben und nicht zu viel daran zu denken, dass mein Traum schon bald zu Ende geht.