Geheimnisse Costa Ricas

Es gibt viele Dinge, die man ganz leicht über Costa Rica erfahren kann, indem man im Internet auf Suche geht oder Bücher liest, aber es gibt gewisse Dinge, die man nicht so einfach herausfindet, bis man hier in Costa Rica landet und einen wahren Tico oder eine wahre Tica darüber ausfragt. Heute möchte ich genau über die Dinge reden, die ich erst nach einiger Zeit hier erfahren habe, die jedoch unverwechselbar "costarricense" sind.

 

Weshalb heissen die Ticos eigentlich Ticos?  Diese Frage habe ich mir schon lange gestellt bevor ich hier nach Costa Rica gekommen bin und schon sehr früh wurde sie mir beantwortet. In ganz Lateinamerika ist die Diminutivform mit Endung "tito" oder "tita" üblich, in Costa Rica jedoch wird "tico" oder "tica" verwendet. So sagt man in Mexiko zum Beispiel "chiquitito" während die Ticos "chiquitico" oder sogar "chiquititico" sagen. 

 

El árbol de Guanacaste:  Costa Ricas Nationalblume ist die Guaria Morada, eine Art violette Orchidee, doch fast noch bedeutender und bestimmt berühmter ist der "árbol de Guanacaste", ein wunderschöner Baum mit einem kurzen Stamm und einer gigantischen Krone. Wie der Name schon sagt, steht er in der Provinz Guanacaste und was ihn so speziell macht, ist sein Standort. Einsam ragt er über ein riesiges, bodenflaches Feld, sodass er schon von Weitem alle Blicke auf sich zieht. Er gilt als Nationalbaum seit dem 31. August 1959. 

 

El Yigüirro:  Der Yigüirro ist der Nationalvogel Costa Ricas und das wegen seiner lauten Stimme und seinem schönen Gesang, Hört man einen Yigüirro, dann weiss man, dass es gleich zu regnen beginnt, denn er kündet ihn einige Zeit vorher an, manchmal eine halbe Stunde, manchmal schon früher. Daher hört man ihn besonders oft in der Regenzeit, also ungefähr im Mai. Die Costa Ricaner verehren ihren Yigüirro und seinen Gesang, für viele ist jedoch auch der Kolibri von sehr grosser Bedeutung, wegen seines hübschen Aussehens und seiner Häufigkeit. 

 

Salsa Lizano und Milchreis:  Wenn die Costa Ricaner auf etwas stolz sind, dann ist es ihre berühmte Salsa Lizano. Ein 100% Costa Ricanisches Produkt, für das die Ticos alles geben würden und worauf sie nicht verzichten könnten. Eine eher pikante Sauce mit einem sehr starken, jedoch unvergleichbarem Geschmack, die sie zu allem essen, egal ob mit ihrem berühmten Gallo Pinto oder Arroz con Pollo oder Spaghetti kombiniert, diese Sauce schmeckt ihnen immer. Und wenn wir schon beim Essen sind, dann darf ich den Milchreis nicht weglassen. Auf den ersten Blick könnte man meinen "tres leches" sei der typische Costa Ricanische Dessert, eine Art Kuchen getränkt in drei Arten von Milch- leche condensada, leche evaporada, crema dulce-, doch eigentlich ist es Milchreis, was ja eigentlich logisch ist, denn wie alle wissen, verehren die Ticos den Reis, egal ob süss oder salzig. Mit dem Milchreis sind sie sehr streng, man soll ja nicht meinen, dass jeder Milchreis lecker schmeckt, da muss man schon ein ganz geschicktes Händchen haben, um die Ticos zu begeistern.

Auch etwas sehr typisches ist das "Churchill" eine Art Eis mit Sirup (natürlich der typische "sirope" von hier) und Kondensmilch, aber weil diese Spezialität eigentlich nur in der Provinz Puntarenas zu finden ist, gilt sie wohl nicht als typischster Dessert. 

 

Die chinos und die gringos:  In Costa Rica gelten alle Asiaten als "chinos", also Chinesen, obwohl sie vielleicht aus einer ganz anderen Ecke Asiens kommen und selbst wenn die Ticos wissen, dass die gewisse Person nicht aus China kommt, ist sie für die Costa Ricaner ein "chino" oder eine "china". Ähnlich ist es mit den "gringos", ein Begriff für Amerikaner, die Ticos rufen jedoch allen blondhaarigen "gringos" nach, selbst wenn sie vielleicht Europäer sind.

 

Begriffe, die man besser nur in Costa Rica verwendet:  In Costa Rica gibt es unglaublich viele Sprichwörter, Ausdrücke, die die Ticos erfunden haben oder einfach Wörter, derer Bedeutung sie völlig umgeändert haben. 

Sagt man zum Beispiel "concha" in einem anderen lateinamerikanischen Land, dann denkt jeder an eine Muschel, hier in Costa Rica wird der Begriff jedoch als Beschreibung für eine uneinfühlsame, grobe Person verwendet. Einige weitere typische Beispiele:

achicopalado, achicopalada:  dieses Wort haben die Ticos zu 100% erfunden, es bedeutet so viel wie lustlos, gelangweilt.

un queque:  Anstelle von "pastel", was unter allen spanisch sprechenden Leuten als Kuchen verstanden wird, sagen die Ticos "el queque", angelehnt an das englische Wort "cake". Doch nicht nur das, die Costa Ricaner benutzen den Ausdruck "eso es un queque" um zu sagen, dass etwas supereinfach ist. 

que madre:  Wörtlich übersetzt bedeutet das so viel wie "welch eine Mutter", doch die Ticos wollen damit etwas wie "wie blöd!" sagen. 

al chile:  chile bedeutet Peperoni, doch hier sagt man "al chile" um etwas zu beteuern oder "al chile?" um nachzufragen, ob etwas wirklich wahr oder ernst gemeint ist. 

agüevado, agüevada:  Eine weitere Erfindung der Ticos, dieser Ausdruck bedeutet so viel wie angenervt.

salado, salada;  Selbst eine Person, die kein Spanisch spricht denkt sich bei diesem Wort, dass es salzig bedeutet, was auch richtig ist, nur dass die Ticos hier noch eine weitere Bedeutung hinzugefügt haben. Wenn jemand einer anderen Person schulterzuckend "salado!" oder "salada!" sagt, dann ist damit "Pech gehabt!" gemeint, jedoch auf eine ziemlich vorwurfsvolle Art. Man könnte es in gewissen Fällen auch als "selber schuld" deuten. 

menudo:  Ein Adjektiv, das "klein, geringfügig, unbedeutend" heisst, in Costa Rica jedoch Kleingeld bedeutet. Fragt man also in einem anderen Land nach "menudo", dann erhält man am Ende bestimmt kein Kleingeld, es werden einem eher beleidigte Blicke zugeworfen.

Und dann natürlich das alt bekannte "Pura Vida", das hier als Antwort auf alles verwendet wird, auf Fragen wie "Wie geht es dir?", anstelle von "Hola" oder "De acuerdo". Ein genauso berühmtes Synonym ist das Wort "tuanis" was angeblich von "too nice" abgeleitet wurde.