Abwarten und Kaffee trinken

Schon sehr lange habe ich mich hier nicht gemeldet. Ich hatte nämlich die Absicht, in diesen Tagen, kurz vor dem 4. Juli (meinem angeblichen Heimreisedatum) einen letzten, zusammenfassenden Blogartikel zu schreiben. Doch die Ungewissheit, was mit meinem Flug passiert, ist sehr gross, vermutlich wird auch dieses Mal die Nachricht kommen, dass mein Flug gestrichen wird. Seit langer Zeit bin ich bereits auf Nadeln, ich weiss nicht, ob ich meinen Lehrern bereits mitteilen soll, dass ich weiterhin am Unterricht teilhaben werde oder ob ich bereits meine Koffer hervorholen soll. Da ich das alles nicht wirklich beeinflussen kann, heisst es: Abwarten und Kaffee trinken. Denn Kaffee gibt es hier reichlich, zwei Mal am Tag und erstaunlicherweise ist er unverzichtbar für mich geworden. Die Kaffeekultur ist hier äusserst ausgeprägt, meine Gastmutter backt täglich costa ricanische Spezialitäten für den Nachmittagskaffee, momentan haben wir einen riesigen Sack mit Maiskolben von unserem Nachbarn geschenkt bekommen, woraus man unzählige Leckereien zaubern kann. Zum Beispiel Maisbrot, "chorreadas", "pozol de maíz" oder "mazamorra". Chorreadas sind eine Art Pancakes aus Mais, zubereitet mit Kondensmilch und verspeist mit "Natilla", die typische crème frêche aus Costa Rica. Pozol de maíz ist Mais mit gehacktem Kürbis und Milch gekocht, sodass eine Art warmer Salat entsteht und mazamorra ist Pudding aus gemahlenem Mais mit Vanille. Natürlich darf der Mais auch nicht bei den Hauptspeisen fehlen, die "olla de carne" ist wohl eines der typischsten Gericht Costa Ricas, eine Suppe mit Rindfleisch und Gemüse aller Art, von Kürbis, Kartoffeln, Yuca, und Karotten bis zu Mais, so wie wir ihn in der Schweiz vom Grill kennen. Nie habe ich ein Land kennengelernt, in dem aus einem einzigen Gemüse so viele Rezepte erfunden werden. Ähnlich ist es hier auch mit dem Reis, man isst täglich dreimal davon, jedoch in so vielen Varianten, dass einem tatsächlich nie langweilig damit wird. Das musste ich zuerst erleben, bevor ich es glauben konnte. Ich persönlich habe mich hier in die "plátanos" verliebt, eine Art Kochbanane, jedoch unvergleichbar mit den europäischen Kochbananen, hier schmecken die "plátanos" unbeschreiblich gut, egal ob mit Käse überbacken, in Form eines Auflaufs, fritiert, als Masse für Teigtaschen mit Bohnenpaste oder in Chips verwandelt mit Salz und Zitrone oder einfach natürlich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die plátanos am allermeisten vermissen werde von all den Köstlichkeiten Costa Ricas. Natürlich werde ich versuchen, einige typische Gerichte nachzukochen, doch bis hin zur Reissorte ist hier eben alles einheimisch, was das Ganze etwas kompliziert macht, deswegen werde ich es wohl mehrheitlich ohne die "comida tica" aushalten müssen. bis ich zurückkehre. 

Wie man sieht, fehlt es mir hier an nichts und wenn ich schon feststecke, dann ziehe ich meine Gastfamilie und mein zweites Zuhause unzähligen anderen Orten vor. Deswegen geniesse ich trotz allem jeden Tag, trinke Kaffee und warte ab.

¡Hasta pronto!